Am 7. Juli 1875 fanden sich im Dorf Lehrte eine Anzahl Männer, Reservisten und ehemalige Soldaten zusammen, um einen „Schießclub“ zu gründen, in dem sie zunächst zur Geselligkeit und später unter sportlichen Bedingungen das Schießen ausüben konnten.
Leider sind Gründungsprotokolle und die danach folgenden Versammlungsberichte nicht mehr vorhanden. Aber ab 1. Oktober 1894 lässt sich an Hand der lückenlosen und recht präzisen Protokolle die Geschichte des Schießclubs Lehrte –später umgenannt in Schützen-Corps Lehrte- genau verfolgen.
In der Versammlung am 28. November 1901 wurde nach langwierigen „Geburtswehen“ Einstimmigkeit über eine neue Namensgebung erzielt. Aus dem bisherigen „Schießclub-Bürgerschützen“ wurde das „Schützen-Corps“.
Zunächst schossen die Schützen vermutlich mit eigenen Gewehren und selbstgefertigter Munition, denn erst in einer Versammlung im Jahre 1898 wurde beschlossen, das erste Gewehr für Nichtgewehrbesitzer zu beschaffen.
Nachdem man bis zum 1905 auf dem Schießstand in Meiers Garten geschossen hatte, fassten die Mitglieder den Beschluss, einen neuen Schießstand an der Schützenstraße zu errichten. Dieser Neubau konnte nach fast einjähriger Bauzeit am 24. Juni 1906 eingeweiht werden. Bis zum Sommer 1914 wurde auf diese Schießstand von Ostern bis zum Herbst geschossen.
Im Jahre 1913 wurde eine Jungschützenabteilung gegründet, der aber mit dem Kriegsbeginn im Jahre 1914 nicht allzu viel Erfolg beschieden war.
Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurde der gesamte Schießbetrieb eingestellt. Der Schießstand selbst musste 1919 verkauft werden. Erst 1922 konnte wieder ein Schützenfest gefeiert werden, und da das Schützen-Corps ohne eigenen Stand war, wurden die Könige bis 1924 auf dem Schießstand der Bürgerschützen-Gesellschaft ausgeschossen. Erst 1925 konnte das Schützen-Corps auf diese Gastfreundschaft verzichten. Endlich hatte man „Vor der Hohnhorst“ -der heutigen Schießsportanlage- eine Bleibe gefunden; anfangs als Pächter und später als Eigentümer.
In diesem Jahr belang auch die Wiedergründung der Jungschützenabteilung. Und es bildete sich das Trommel und Pfeifenkorps, der heutige Spielmannszug. Die Arbeitslosigkeit der Jahre 1930 bis etwa 1934 beeinträchtigte den Mitgliederstand und den Schießbetrieb.
Die Schützenfeste wurden, wie heute noch, im Stadtpark gefeiert. Damals feierten drei Vereine – das Schützen-Corps, die Bürgerschützen-Gesellschaft und der Arbeiterbildungsverein- in getrennten Zelten. Der Arbeiterbildungsverein wurde 1933 aufgelöst und fast alle Mitglieder traten in das Schützen-Corps ein. Der Anordnung des Reichssportführers im Jahre 1935, die Vereine zusammenzulegen, konnten sich das Schützen-Corps und die Bürgerschützen-Gesellschaft erfolgreich widersetzen, aber immerhin wird seitdem gemeinsam in einem Zelt Schützenfest gefeiert. 1940, im ersten Kriegsjahr, kam das Vereinsleben zum Erliegen.
Ehemalige Mitglieder, aber auch viele Lehrter Neubürger, fanden sich nach Aufhebung des Vereinsverbots zu einer Versammlung am 24. September 1949 zusammen und beschlossen, dass das Schützen-Corps ab sofort seine Vereinsaktivitäten wieder aufnimmt. In verhältnismäßig rascher Folge gab es viele Beitritte neuer Mitglieder.
Die Jungschützenabteilung und der Spielmannszug wurden wieder ins Leben gerufen und hatten gleich guten Zuspruch. 1953 bildete sich aus den Reihen der Jungschützen der Fanfarenzug (der heutige Musik- und Fanfarenzug).
Die Einbeziehung der Damen in das Vereinsleben führte 1957 zur Gründung einer selbständigen Damenschießsportabteilung.
Im Jahr 1971 wurde das bisherige sportliche Angebot mit Luftgewehr-, Lustpistolen- und Kleinkalibergewehrschießen durch die Gründung einer Bogensportabteilung erweitert. Im Sommer wird auf der weitläufigen Rasenfläche am Vereinsheim auf eine Distanz bis zu 90 Metern geschossen. In den kalten Monaten trainieren die Bogenschützen in einer Sporthalle.
Zum 100-jährigen Bestehen des Schützen-Corps Lehrte im Jahr 1975 wurden zwei Veranstaltungen ins Leben gerufen, die bis heute regelmäßig durchgeführt werden. Seit dem wird einmal jährlich ein Mannschafts-Wanderpokalschießen für nicht schießsporttreibende Vereine der Stadt Lehrte ausgetragen, das nach wie vor mit großer Begeisterung von den zahlreichen Lehrter Vereinen angenommen wird. Ebenfalls in diesem Jahr wurde erstmals das alle fünf Jahre stattfindende „Schießen der Könige“ ausgerichtet, an dem seit 1995 auch die Schützenköniginnen teilnehmen.
1978 wurde eine neue Vereinssatzung verabschiedet. Hierin erhielten die Damen erstmals Stimmrecht. Bis dahin musste den Damen bei Abstimmungen immer erst das Stimmrecht auf Antrag eingeräumt werden.
Die restaurierte Fahne der Jungschützen und eine neue Vereinsfahne wurden im Jahr 1980 beim Schützenfest feierlich geweiht. Die alte Fahne hielt den Strapazen bei den Umzügen nicht mehr stand und wurde eingeschweißt.
1982 wurde die Schießsportanlage grundlegend umgebaut. Der bisherige Luftgewehrstand wurde abgerissen und der Neubau bot genügend Platz, um nun die beiden Disziplinen Sportpistole-Kleinkaliber und –Großkaliber zusätzlich auszuüben. Die Schießstandeinweihung wurde am 2. Oktober 1982 gebührend gefeiert.
Im März 1985 erschien die erste Ausgabe unserer Vereinszeitung; der „Scheibenkieker“ erscheint seit dem dreimal jährlich.
Um den älteren Vereinsmitgliedern mehr Aktivitäten zu bieten, wurde im Jahre 1991 die Seniorenabteilung gegründet. In jedem Monat findet vormittags ein Luftgewehrschießen statt. Ausflüge, Kurzreisen, Vorträge und gemütliche Klön- und Kegelnachmittage runden das Angebt ab.
Dem Schützen-Corps Lehrte gehören derzeit ca. 370 Mitglieder an. Insbesondere unsere beiden Musikzüge tragen bei zahlreichen auswärtigen Auftritten dazu bei, dass das Corps über die Grenzen Lehrtes hinaus bekannt ist. Im Vereinsheim am Hohnhorstweg stehen 8 Kleinkaliberstände und 10 Schießstände für Luftdruckwaffen und das Sportpistolenschießen zur Verfügung.
In der nächsten Zeit werden der im Jahr 2005 begonnene Anbau des Vereinheimes sowie die Ausweitung der Angebote für unserer Mitglieder einen breiten Raum einnehmen. Zunehmende Sicherheitsbestimmungen und steigende Anforderungen an die Ausbildung der Jugendbetreuer sowie die schießsportleitenden Mitglieder stellen uns hierbei vor neue Herausforderungen, die sich das Schützen-Corps auch in der Zukunft stellen wird.